Hallo!

Es geschehen doch noch gute Dinge, und manche muss man einfach nachmachen: Polen und Spanien haben beschlossen, aus dem ECT auszusteigen, siehe http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/2022/klima/energiecharta-polen-und-spanien-machen-es-vor-und-steigen-aus.html

Wenn viele Länder das zeitgleich machen, greift auch die Nachgeltungsklausel nicht mehr. Denn:

  • Durch die Neutralisierung der Verfallsklausel könnte die Klagefrist für Unternehmen aus den aussteigenden Staaten, die fossile Brennstoffe einsetzen, auf ein Jahr statt auf mehr als zehn Jahre verkürzt werden.
  • Ein Austritt eröffnet die Möglichkeit, dass sich EU-Beitrittsländer, Nachbarländer wie das Vereinigte Königreich oder die Schweiz oder andere Vertragsparteien der Neutralisierung der Verfallsklausel anschließen. Dies würde das Risiko von ISDS-Klagen weiter verringern.
  • Die EU-Mitgliedsstaaten sind der wichtigste Geldgeber für das Energiecharta-Sekretariat und ein koordinierter Austritt könnte den gesamten Vertrag ins Wanken bringen. Dies könnte den ins Stocken geratenen Prozess für eine umfassendere Reform der Investitionspolitik wieder in Gang bringen - der jüngste IPCC-Bericht hat uns daran erinnert, wie wichtig dies ist, als er vor der abschreckenden Wirkung von ISDS auf die Klimapolitik warnte.

Liebe Grüße von H.

 

 

aus: Newsletter:

(Eigener Bericht) – Die am Freitag gefällte WTO-Entscheidung zur befristeten Aussetzung von Covid-19-Impfstoffpatenten ist von der Bundesregierung systematisch ausgehöhlt worden und wird wohl kaum Wirkung entfalten. Dies beklagen global tätige Menschenrechts- und Hilfsorganisationen. Demnach darf nur eine begrenzte Zahl an Entwicklungsländern Covid-19-Vakzine ohne Absprache mit den Patentinhabern produzieren. Fachleute bezweifeln, dass sie die komplexe Technologie für die Herstellung der aufwendigen mRNA-Impfstoffe beschaffen können. Ohnehin haben vor allem Deutschland, Großbritannien und die Schweiz die jetzige Aussetzung der Patente so lange hinausgezögert, bis der Weltmarkt für Covid-19-Impfstoffe weitgehend gesättigt ist. Die Patentfreigabe bei Covid-19-Medikamenten hingegen, bei denen weiterhin Marktchancen bestehen, blockieren sie unverändert. „Erkrankte in einkommensschwächeren Ländern“ könnten auch künftig nicht auf „die Behandlung“ hoffen, „die sie benötigen“, heißt es bei Amnesty International. Zu den Profiteuren zählt die Firma BioNTech (Mainz), die mit Quartalsgewinnen in Milliardenhöhe zu einem der finanzstärksten Biotech-Unternehmen weltweit aufgestiegen ist.

Weiterlesen
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8952

 

 

 

Studie belegt Einfluss von Autokonzernen auf EU-Mercosur-Handelsabkommen

 
 

Autokonzerne haben die Verhandlungen über das noch nicht unterschriebene Handelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten erheblich beeinflusst - und würden davon in besonderem Maße profitieren. Das zeigt die Studie „Mobilitätswende ausgebremst. Das EU-Mercosur-Abkommen und die Autoindustrie”. Dabei ging die Lobbyarbeit nicht nur von den Konzernen selbst aus. Interne E-Mails belegen, wie Mitarbeiter*innen des deutschen Wirtschaftsministeriums und der EU-Kommission aktiv auf Wirtschaftsverbände zugingen, um deren Wünsche zu erfragen und in die Verhandlungen mit den Mercosur-Staaten einzuspeisen. Die Studie wird herausgegeben von Misereor, der Deutschen Umwelthilfe, Greenpeace Deutschland, PowerShift, Attac Deutschland, Attac Österreich und dem Netzwerk Gerechter Welthandel.

Das Ergebnis der erfolgreichen Einflussnahme ist ein Vertragstext, der Zölle auf Autos mit Verbrennungsmotor, Autoteile und Rohstoffe für die Autoproduktion beseitigen sowie die Ausfuhr von Kraftstoffen auf der Basis von Nahrungs- und Futtermitteln fördern würde.  Dadurch verstärkt das Abkommen den Verbrauch fossiler Brennstoffe im Verkehr und fördert klimaschädlichen Ressourcenabbau. 

Die Studie beschreibt detailliert, wie die Autoindustrie vom engen Zusammenspiel mit der Politik profitiert. Dazu zählen die schrittweise Beseitigung aller Zölle auf Autos und Autoteile und auf wichtige Rohstoffe wie Eisen und Stahl, Aluminium, Kupfer, Blei, Zink und das für Elektroautos wichtige Lithium. Die Mercosur-Staaten verzichten zudem auf Exportsteuern für Soja, Biodiesel und Rindsleder (Autositze). Das EU-Mercosur-Abkommen ist ein Autos-gegen-Fleisch-Deal, der vor allem einem Ziel dient: Herstellern klimaschädlicher Autos Produktions- und Importkosten zu sparen. Mit einem gerechten und nachhaltigen Handelsabkommen hat das nichts zu tun.

 

 

Deutschland rüstet auf zur Verteidigung der »regelbasierten Weltordnung«. Was ist damit gemeint?

  • Von Stephan Kaufmann
 
  • 25.03.2022, nd
  • Russlands Angriff auf die Ukraine verursacht nicht nur immenses menschliches Leid. Er stelle auch einen »Angriff auf all die Werte einer regelbasierten internationalen Ordnung« dar, so Annalena Baerbock vergangene Woche. Damit nimmt die Außenministerin einen Terminus auf, der in den vergangenen Jahren eine steile Karriere erlebt hat. »Still und leise ist der Kampf für eine ‚regelbasierte Weltordnung‘ zum höchsten und letzten Zweck der deutschen Außenpolitik avanciert«, schrieb schon 2020 Jörg Lau in der Zeitschrift »Internationale Politik«. Kein Grundsatztext komme mehr ohne diese Phrase aus.

Nicht nur in Deutschland: Vor zwei Jahren kündigten die Regierungen Europas und Chinas an, die »regelbasierte Weltordnung« gegen die unilaterale US-Politik unter Donald Trump zu verteidigen. Und vor einem Jahr nannte US-Außenminister Antony Blinken als zentrales Ziel Washingtons die »Stärkung der internationalen regelbasierten Ordnung«.

Der Terminus benennt etwas scheinbar Gutes, Vernünftiges – schließlich ist Ordnung besser als Unordnung und Regeln sind besser als Gewalt oder Zwang. Auf dieser Vernunft, so heißt es, beruht auch die globale Wirtschaft, deren Gedeihen nun gefährdet ist: »Der Krieg kann die weltweite wirtschaftliche und geopolitische Ordnung grundlegend verändern, wenn sich der Energiehandel verschiebt, sich Lieferketten verändern und Zahlungsnetzwerke zerfallen«, warnte vergangene Woche der Internationale Währungsfonds (IWF). Und Larry Fink, Chef des Vermögensverwalters Blackrock, sieht mit dem Krieg »das Ende der Globalisierung, wie wir sie in den vergangenen drei Jahrzehnten erlebt haben«.

Damit, so der Ökonom Clemens Fuest im »Handelsblatt«, stehe »unser Wohlstand steht auf dem Spiel. Wenn es zu einer dauerhaften Abschottung Russlands und Chinas vom internationalen Handel kommt, wird Deutschland einer der Hauptverlierer sein.« Auf den »Angriff auf all die Werte einer regelbasierten internationalen Ordnung« reagiert die Bundesregierung laut Baerbock mit einer »wertegeleiteten Außenpolitik«, die »bedeutet, gleichzeitig Werte und Interessen – auch wirtschaftliche Interessen – zu verteidigen. Weil das eine mit dem anderen ganz eng zusammenhängt.«

 

Dass hier Regeln als Alternative zu Zwang und Gewalt aufgeführt werden, verweist auf Gegensätze zwischen den Staaten, die wesentlich ökonomischer Natur sind. Die »regelbasierte Ordnung« regelt das Verhältnis von Konkurrenten um Macht und Geld und damit den Weltmarkt. Der Reihe nach:

I. Unternehmen und Standort

Unternehmen im Kapitalismus streben nach wachsendem Umsatz und Gewinn. Bei diesem Streben stellt die nationale Grenze zunächst ein Hindernis dar. Statt auf den Heimatmarkt beschränkt zu bleiben, wollen die Unternehmen Güter ins Ausland verkaufen. Zudem benötigen sie von dort Rohstoffe und Agrarprodukte sowie billige Vorprodukte, um ihre Produktionskosten zu senken. In die gleiche Richtung wirkt die Verlagerung von Produktion ins Ausland, also der Kapitalexport.

 

Diesem Bedürfnis der Unternehmen kommt die Politik nach, um das nationale Wirtschaftswachstum zu stärken, von dem jede Regierung finanziell abhängt. Um ihren Unternehmen das Ausland als Absatz- und Investitionssphäre zu erschließen, machen Staaten ihre Grenzen durchlässig, öffnen den Multis globale Absatzmärkte und Bezugsquellen. Die 40 Konzerne aus dem Deutschen Aktienindex erzielen heute drei Viertel ihres Umsatzes im Ausland.

Im Gegenzug öffnet ein Staat seinen heimischen Markt der ausländischen Konkurrenz. Um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu sein, verbessert er die heimischen Standortbedingungen für Investitionen: Infrastruktur, niedrige Steuern, wettbewerbsfähige Löhne, Technologieförderung etc. Ergebnis ist die »internationale Wettbewerbsfähigkeit« eines Standortes, die regelmäßig in Rankings gemessen wird. Die Standortpolitik dient zum einen dazu, die heimischen Unternehmen in eine gute Position in der Konkurrenz mit dem Ausland zu bringen. Zum anderen wird so ausländisches Kapital angezogen, um das nationale Wirtschaftswachstum zu stärken. Diese Ziele verfolgen alle Staaten mit- und gegeneinander und machen sich so Anteile am globalen Wachstum streitig.

II. Weltmarkt und Regeln

Für die meisten Länder der Welt ist das grenzüberschreitende Geschäft also kein Zusatz mehr zum nationalen Markt. Es ist notwendiger Bestandteil dieses Wachstums gerade für erfolgreiche Staaten wie Deutschland. »Kein Land hat seinen Wohlstand so auf offene Märkte und eine multilaterale, regelbasierte Weltordnung gebaut – eine Weltordnung, die nicht erst mit dem Angriffskrieg Russlands erschüttert ist«, schreibt das »Handelsblatt« diese Woche.

Ziel in der internationalen Konkurrenz ist nicht der Sieg über die Wettbewerber, sondern ihre dauerhafte Benutzung. Daher sind gerade weltweit vernetzte Länder daran interessiert, dass sich erstens möglichst alle Staaten der globalen Konkurrenz aussetzen und dass zweitens diese Öffnung gewährleistet bleibt. Die dauerhafte Kooperationsbereitschaft von Regierungen wird organisiert über ein System global verbindlicher Regeln in Form von Handels- und Investitionsschutzabkommen und von Institutionen wie dem IWF oder der Welthandelsorganisation WTO. Diese vertraglich fixierten Regeln bilden den Rechtsrahmen der globalen Konkurrenz und sollen auch jene binden, die unzufrieden mit den Ergebnissen des Weltmarkts sind.

Die zwischenstaatlichen Verträge legen fest, was Staaten dürfen und was sie zu unterlassen haben, was sie ausländischen Wettbewerbern erlauben müssen und was sie ihnen verbieten können. Welche Regeln gelten, ist daher entscheidend für die Frage, wer bei der Benutzung des Weltmarkts erfolgreich ist und wer weniger. Entscheidend ist damit, wer die Regeln gemäß den eigenen Interessen setzen kann und wer sie bloß zu befolgen hat.

Maßgeblich gestaltet werden die Regeln meist von den Industrieländern Nordamerikas, Westeuropas und Japan. Ihre Macht gestattet es ihnen, dem Rest der Welt die Bedingungen des internationalen Geschäfts zu setzen – Regeln sind geronnene Machtverhältnisse. Mit China tritt ihnen nun ein Land gegenüber, das »durch seinen Aufstieg in der Lage sein wird, einige Regeln selbst zu bestimmen«, so der Harvard-Politologe Steven M. Walt.

Damit ist die »regelbasierte Weltordnung« laut Politikern in den USA und der EU gefährdet. In diesem Sinne stellt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine keine »Zeitenwende« dar, sondern bloß eine Verschärfung bestehender Probleme: Die Verspannungen der internationalen Lieferketten haben für eine materielle Knappheit an Gütern weltweit und damit für eine härtere Konkurrenz gesorgt – diese Situation verschärft sich durch den Krieg und die Sanktionen. Gleichzeitig droht aus Sicht des Westens eine russisch-chinesische Allianz, damit auf Dauer eine Fragmentierung des Weltmarkts in Einflusszonen und in der Folge ein Ende des »einen Weltmarkts« mit für alle verbindlichen Normen, die der Westen maßgeblich setzt.

»Letztlich geht es nicht darum, ob die USA eine regelbasierte Ordnung haben wollen und China nicht«, erklärt Walt. »Im Kern konkurrieren die USA und China darum, wer festlegt, was Recht ist.« Dies sei die entscheidende Frage des 21. Jahrhunderts – und es ist keine juristische Frage, sondern eine Frage der Macht, das eigene Interesse für alle verbindlich zu machen.

III. Sicherheit und Weltordnung

In ihrer Rede zur Nationalen Sicherheitsstrategie Deutschlands kritisierte Außenministerin Baerbock Russland und »andere autokratische Regime, die Freiheit und Demokratie und Sicherheit in Frage stellen, die unsere internationalen Regeln brechen«. Es gehe daher darum, »unsere Sicherheit zu verteidigen«, und zwar »sowohl hier vor unserer Haustür, zehn Autostunden von hier entfernt, genauso wie in der vernetzten Welt« – also global. Dafür müsse Deutschland handlungsfähig sein, was zum einen »bedeutet, nicht abhängig und erpressbar zu sein in seinen Wirtschafts- und Energiebeziehungen«. Zum anderen »liegt unsere Stärke in unserer internationalen Geschlossenheit«, also vor allem in der Kooperation mit den USA.

Die Nationale Sicherheitsstrategie beinhaltet daher die Aufrüstung des Militärs, um ein größeres Gewicht innerhalb der Nato zu erlangen, in der Deutschland laut Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine »dienende Führungsrolle« anstrebt. Aber auch die Wirtschaft wird zur Waffe: Um sich unabhängiger vom Ausland zu machen, zielen Deutschland und die EU auf eine »strategische Autonomie« nicht nur bei der Energieversorgung, sondern auch bei Batterien, Computerchips oder Hochleistungscomputern. Die Produktion »strategischer« Güter soll in Europa und damit im eigenen Einflussbereich angesiedelt werden, um unabhängiger vom Ausland zu werden. Im Gegenzug werden etablierte ökonomische Abhängigkeiten genutzt, um über Sanktionen Druck auf andere Staaten auszuüben. Als riesiger Binnenmarkt »sollte die EU ihre Handelsmacht vermehrt strategisch einsetzen«, rät die ehemalige EU-Kommissarin Cecilia Malmström.

Im »Kräftemessen des 21. Jahrhunderts«, so Baerbock, wird alles zum Mittel der nationalen Sicherheit: Handelspolitik, Infrastrukturpolitik, Außen- und Sicherheitspolitik, »das gehört alles zusammen«, sagt Baerbock. Auch Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung, schließlich »ist technologische Überlegenheit die Basis für wirtschaftliche Stärke, und wirtschaftliche Stärke ist die Basis für politische und militärische Macht«, so Thiess Petersen, Senior Advisor der Bertelsmann Stiftung.

Zudem erneuern die EU und Deutschland ihr Bündnis mit den USA, insbesondere zur Eindämmung Chinas und Russlands. Zu diesem Zweck dient der im vergangenen Herbst gegründete Handels- und Technologierat. Bundesfinanzminister Christian Lindner setzt sich für einen neuen Anlauf zu einem Freihandelsabkommen mit den USA ein. »Gerade jetzt in der Krise zeigt sich, wie wichtig der freie Handel mit Partnern in der Welt ist, die unsere Werte teilen«, sagte Lindner diese Woche dem »Handelsblatt«.

Mit wirtschaftlichen und militärischen Mitteln arbeitet der Westen am Erhalt seiner regelbasierten Weltordnung. Und »die kommenden Wochen eröffnen eine goldene Chance, diese Ordnung neu zu gestalten«, schreibt John Micklethwait auf dem US-Portal Bloomberg, damit »McDonald’s am Moskauer Pushkin Platz wieder eröffnen kann.«

 

 

 
2022 | Number 10Flickr | CC BY-NC-ND 2.0

Die G7, Gruppe von sieben führenden Wirtschaftsnationen des „Westens“ – USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada – trifft sich zusammen mit Vertretern der EU jährlich, um globale Fragen im Interesse der Reichen Welt anzugehen und in ihrem Sinn zu lösen. Während des Jahres treffen sich regelmäßig die Außen- und Finanzminister, und Sherpas und Sous-Sherpas sind ständig mit der Abklärung der Meinungen und Interessen befasst. Seit ihrer Gründung in Paris vor 47 Jahren hat sich so ein engmaschiges Netz der Kontrolle der internationalen Politik gebildet: die global governance, das globale Regiment der Reichen Welt.

Dieses Jahr ist, wie sieben Jahre zuvor, die deutsche Regierung der Gastgeber und Schloss Elmau der Ort der Tagung. Fünf Schwerpunkte hat die Bundesregierung der Tagung vorgegeben, in denen „Fortschritte“ erzielt werden sollen. Eine kurze Prüfung der propagierten Ziele erweist, dass die G7-Länder keine Lösung der globalen Probleme zur Hand haben – sondern dass sie selbst das Problem sind.

1. Für einen nachhaltigen Planeten

Tatsächlich gehören die G7-Länder zu den mit Abstand schlimmsten Umweltsündern. Bis auf Kanada gehören alle G7-Staaten zu den zehn Übelsten. Würde die ganze Menschheit die Lebensweise der US-AmerikanerInnen pflegen, brauchte man die Erde in fünffacher Ausfertigung.

Die Propagandaformel der deutschen Regierung, es gelte, „dem Klimawandel als Treiber für Armut, Hunger, Geschlechterungerechtigkeit, Konflikte und Vertreibung weltweit entgegenzuwirken“, ist ein Zynismus sonder-gleichen. Die G7 sind die Hauptakteure der Umweltverschmutzung, und am Rio Grande wie im Mittelmeer haben sie Todesmaschinen gegen die Vertriebenen eingerichtet.

2. Wirtschaftliche Stabilität und Transformation

Die deutsche Präsidentschaft behauptet, sie wolle sich stark machen „für ein …soziales und gerechtes globales Wirtschaftssystem“. Auch dies ist eine Propaganda-Lüge. In der von der G7 weithin dominierten internationalen Ordnung gehören sie selbst zum reichen Teil der Welt, während die Schwellen- und Entwicklungsländer allesamt zum armen Teil gehören. Das Pro-Kopf-Einkommen der USA ist 10mal höher als das von Ghana oder Nicaragua, 20mal höher als das von Kongo oder Haiti, 50mal höher als das von Mosambik oder Liberia. Die Bewohner Nordamerikas und der Eurozone haben ein 13mal höheres Durchschnittseinkommen als die Bewohner von Subsahara-Afrika. Das grund-legende Merkmal sozialer Ungerechtigkeit finden wir in den reichen Ländern selbst, die angeblich längst zu Sozialstaaten gereift sind. Tatsächlich haben in Deutschland die reichsten 10 Prozent ein 7mal höheres Einkommen als die ärmsten 10 %. In den USA, dem „Führer der freien Welt“, beträgt dieses Verhältnis der sozialen Ungleichheit, sogar 18. Wenn die G7 ein „soziales und gerechtes globales Wirtschaftssystem“ als ihr Ziel ausrufen, dann fragt man sich, warum sie nicht längt damit bei sich zu Hause begonnen haben.

3. Ein gesundes Leben

Das dringendste Ziel sei, behauptet der G7-Gastgeber, die Covid-19.Pandemie zu bekämpfen und für zukünftige Pandemien vorzusorgen. Tatsächlich befindet sich die Welt nach zwei Jahren „Corona“ nicht zuletzt wegen der Maßnahmen der reichen Länder in verheerender Verfassung.

Arme Welt gegen Reiche Welt: BIP – Rangliste / Rang Pro-Kopf-EinkommenDie G7-Länder befinden sich alle in der Spitzengruppe: USA Nr. 2, Japan Nr. 4, Deutschland Nr. 5, Frankreich Nr. 9, Großbritannien Nr. 10, Italien Nr. 11. Mit China, Indien, Indonesien, Brasilien haben sich vier Länder des „Südens“ unter die ersten Zehn geschoben. Mit Russland zusammen erreichen diese Länder ein wirtschaftspolitisches Patt gegen die G7. Misst man die Länder nach Pro- Kopf-Einkommen, dann liegt Russland auf Platz Nr. 72, alle übrigen befinden sich in der zweiten Hundertschaft der Welt.Es sind arme Länder, die sich im internationalen Wettbewerb gegen die reichen, industriell höher entwickelten Gesellschaften behaupten müssen. China ist nach dem Kaufkraft-BIP an den USA vorbeigezogen, hat aber auch eine mehr als vierfach größere Bevölkerung. Die Länder des Südens und Russland sind zwar arm, aber ihr Anteil am Welt-BIP wächst ständig, während der der reichen Länder sinkt. Die G7-Länder stellten vor 20 Jahren noch zwei Drittel des Welt-BIP, heute sind es nur noch 45%. China hat seinen Anteil am Welthandel seit 2000 von 4 auf 13% erhöht, der Anteil der USA ist von 16 auf knapp 11 gesunken. In der Welt-Arena stehen die Länder mit einem höher entwickelten Wirtschaftsstand den weniger entwickelten gegenüber. Die G7 ist die politische Agentur des reichen „Westens“ gegen den immer stärker aufkommenden „Süden“. „Global Citizen“ hat diese Rechnung aufgemacht:

  • 97 Millionen Menschen mehr wurden in die absolute Armut gestoßen.
  • Die Milliardäre wurden 54 % reicher während der Pandemie.
  • Die Pharma-Konzerne, die Covid-19-Impfstoffe herstellen, verdienen in jeder Minute 65.000 $.
  • 118 Länder haben die Impfziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht erreicht.
  • 60% der Niedrig-Einkommen-Länder sind in der Zone des höchsten Schulden-Risikos.
  • Eine Handvoll reicher Länder erhält 68% der Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds, während die 44 ärmsten Länder nur 7% erhalten.
  • Die Entwicklungsländer werden 3,5 Billionen $ an Unterstützungsgeldern brauchen, um die globalen Entwicklungsziele 2030 der UN zu erreichen. Doch schon vor der Pandemie standen sie vor einem Finanzierungsloch von 2,5 Billionen $.
  • Weniger als 20 Länder haben die volle Impfstoff-Produktionskapazität und sie weigern sich, auf ihre Patentrechte zu verzichten.
  • Nur 13 % der Bevölkerungen der Niedrig-Einkommensländer sind geimpft. Allein in Afrika sind über eine Milliarde Menschen ohne eine einzige Impfung.
  • Die reichen Länder beharren nicht nur auf ihren Patentrechten, sie liegen auch weit zurück hinter ihren Zusagen, Impfstoffe zu liefern. Die G7-Länder haben nur zwischen 10% ihrer Zusagen (Großbritannien) und 28% (Japan) auch wirklich geliefert.
  Land  BIP – Kaufkraftparität $ BIP pro Kopf Rang
1 China 23.009.780.000.000 102
2 USA 19.846.720.000.000 17
3 Indien 8.443.300.000.000 163
4 Japan 5.224.850.000.000 41
5 Deutschland 4.238.800.000.000 26
6 Russland 3.875.000.000.000 72
7 Indonesien 3.130.000.000.000 132
8 Brasilien 2.989.430.000.000 110
9 Frankreich 2.832.170.000.000 38
10 Großbr. 2.797.999.999.999 40
11 Italien 2.393.900.000.000 45
12 Türkei 2.393.000.000.000 68
13 Mexiko 2.306.320.000.000 95
14 Süd-Korea 2.187.000.000.000 37
15 Kanada 1.742.790.000.000 34
Quelle: CIA, Factbook 21

4. Investitionen in eine bessere Zukunft

Es gehe um die „Transformation zu nachhaltigen und klimaneutralen Gesellschaften“, und dafür sei vor allem die „Mobilisierung privater Ressourcen“ erforderlich. Was so angenehm fortschrittlich klingen soll, ist in Wahrheit das brutale Konzept, öffentliche Güter zu privatisieren, zu Waren zu machen. Luft, Gesundheit, Bildung und Erziehung, Mobilität und Verkehr, Wohnen, Grund und Boden werden „kommodifiziert“. Nicht der Bedarf, sondern die Kaufkraft des einzelnen Konsumenten regelt die Verteilung. Der Yale-Professor Timothy Snyder hat Corona die „amerikanische Krankheit“ genannt, weil ein privates Gesundheitssystem die Menschen selbst in einer Pandemie nach Einkommen und Kaufkraft behandelt oder darben lässt. Big Pharma und Big Health, Pfizer und Bayer regeln Medikamente und Krankenhausversorgung, private Heime bieten beste Pflegesätze ab 8.000 Dollar/Euro monatlich; Big Finance wie GoldmanSachs und BlackRock regeln Finanzen und Geldzufluss; BlackRock aus der New Yorker WallStreet ist Großaktionär bei fast allen DAX-Unternehmen; Bill Gates arbeitet an der totalen Kontrolle der Menschen einmal durch Einführung eines Gesundheitspasses für alle, zum anderen durch die Einführung von elektronischem Geld, was den Zentralbanken die Kontrolle über alle Geldvorgänge ermöglichen würde; Höchstbildung ist nur noch bei Big Ivy League (Efeuliga heißen die acht renommiertesten Unis in den USA, allen voran Yale und Harvard), wo ein Studienplatz gegen 80.000 Dollar im Jahr zu haben ist. Der Ablauf ist immer der gleiche. Man nennt es, wie die Berliner Regierung, „Mobilisierung privater Resssourcen“, in Wahrheit übergibt man fundamentale Elemente des gesellschaftlichen Lebens und der persönlichen Wohlfahrt dem profitstrebenden großen Kapital. Wenn privates Kapital mobilisiert werden soll, heißt das für die Bürger: Gefahr im Verzug. Wirtschaftskraft schwindet – Militärstärke wächst – damit die Gefahr eines Krieges.

Gesamtrüstungsausgaben/Nuklearwaffen

  Gesamt-Rüstungsausgaben   einsatzbereite

 

Atomsprengköpfe

sonstige

 

Atomsprengköpfe

Land    Land     
1.USA 801 Mrd. $ 1.USA 1800 3750 (ges.: 5550)
2.China 293 Mrd. $ 2.Russland 1625 4630 (ges.: 6255
3. Indien 76,6 Mrd. $ 3.Frankreich 280 10 (ges.: 290)
4.Großbr. 68,4 Mrd. $ 4.Großbr. 120 105 (ges.: 225)
5.Russland 63,9 Mrd. $ 5.China 350
6. Frankreich 56,6 Mrd. $ 6.Pakistan 165
7. Deutschland 56,0 Mrd. $ 7.Indien 156
8.Saudi-Ar. 55,6 Mrd. $ 8.Israel 90
9. Japan 54,1 Mrd. $ 9.Nordkorea 40-50
Gesamt- Welt 2.100 Mrd. $   3.825 9.255 (ges. 13.080)
Quelle: SIPRI Yearbook 2021; Statista Research Department, 26.4.2022

Über 38% der Weltrüstungsausgaben entfallen auf die USA. An einsatzbereiten Nuklearwaffen steht allein Russland den G7-Mächten gegenüber. Das nukleare Patt zwingt die Staaten, allenfalls ihre konventionellen Kräfte ins Feld zu führen. 152mal haben die USA ihre konventionelle Übermacht seit 1993 zu „Auslandseinsätzen“ genutzt. In Afghanistan haben sie mit Deutschland und der ganzen Nato „am Hindukusch die Freiheit verteidigt“ (so der damalige SPD-Verteidigungsminister Struck). Zu einem ähnlichen Fall entwickelt sich die Ukraine. Auch hier sollen nun bis zum letzten Ukrainer „unsere freiheitlichen Werte“ verteidigt werden. Ist Russland geknackt, richten sich alle Rohre auf China, das Präsident Biden schon offiziell zum Hauptkontrahenten ausgerufen hat.

5. Ein starkes Miteinander

Man werde, versichert Berlin, „die Rolle der G7 als Brückenbauer und Vermittler für Frieden und Sicherheit stärken“. Eine dreiste Propagandalüge der G7. Die Nato hat ihren Status als Verteidigungsbündnis längst verloren. Sie ist eine aggressive globale Eingreiftruppe mit Einsätzen u.a. im Kosovo und sonstigen Ex-Jugoslawien (Bosnien & Herzegowina, Mazedonien), Libyen, Afghanistan und Irak. Ihre stete Osterweiterung – alle Mitgliedstaaten des Warschauer Paktes außerhalb der früheren Sowjetunion sind heute Mitglied der Nato – haben in Russland zu einer Einkreis-Bedrohung geführt, die Putin zur propagandistischen Begründung seiner ebenso kriminellen und für die gesamte Arme Welt schädlichen Invasion in die Ukraine verhalf.

Der Ukraine-Krieg ist jetzt zu einem Testfall für die internationale Ordnung geworden. Würde die Ukraine den Krieg verlieren, wäre Amerikas Anspruch „als Schutzmacht des Westens geschwächt, wenn nicht gar ad absurdum geführt“ (Süddeutsche Zeitung). Die SZ fährt fort: „Dieser Krieg ist aus der Perspektive Washingtons der Testlauf für den weit brisanteren Weltkonflikt zwischen China und den USA“. Darum geht es. Gelingt den USA und Co., Russland in die Knie zu zwingen, es aus der Gleichung Reiche Welt gegen Arme Welt herauszunehmen, dann hat die Arme Welt insgesamt einen schweren Schlag erlitten. Sie braucht ein Russland, das seine Kraft behält, aber zurückfinden muss zu den Prinzipien der friedlichen Koexistenz.

Die G7 löst die Weltprobleme nicht – sie ist selbst das Hauptproblem.